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Einige Überlegungen zum Thema Narzissmus

Viele verstehen Narzissmus als übersteigerten Drang von Menschen, im Mittelpunkt stehen und bewundert werden zu wollen. Das mag man „harmlos“, „bekannt“, „nicht so wichtig“ oder vielleicht auch „putzig“ finden. Jedenfalls entsteht hieraus noch kein Schaden per sé.

Anders bei einer krankhaften (das Wort krank ist an sich ja schon falsch, denn es ist ja eine Persönlichkeitsstörung), narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS, vgl. ICD F 60.8). Hier liegt das, was den Menschen ausmacht, im Verborgenen – zumindest zunächst einmal. Sie wären nicht auf dieser Seite, wenn Sie noch immer keine Ahnung von diesem Verborgenen hätten. Was ist das Verborgene? Lügen, Illoyalität, skrupellose Rücksichtslosigkeit und vor allem eine sensationelle Manipulationsfähigkeit.

Beschäftigen Sie sich einmal mit diesen Techniken! Googlen Sie:  

  • future faking
  • fast forwarding
  • ghosting
  • grooming
  • hoovering
  • gaslighting (schauen Sie unbedingt den Film Gaslight !)
  • Projektion
  • Triangulation
  • intermittent reinforcement
  • Minimierung
  • flying monkeys

Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung tragen – meist durch Vernachlässigung und Trauma in der Kindheit (häufig auch sexueller Mißbrauch)  –  eine „Urwunde“, ein Loch in sich. Ihr innerer Eimer ist niemals gefüllt. Sie versuchen ihn durch Zufuhr zu füllen, er leert sich jedoch immer wieder über das Loch. Sie sind zutiefst unsichere Menschen ohne echten Kontakt mit sich selbst.

Sie versuchen den leeren, inneren Eimer mit „Zufuhr“ („narcissistic supply“) von außen zu füllen, was im Grunde ein untauglicher „coping“-Mechanismus ist: Er funktioniert nicht, und muss genau deshalb ständig wiederholt und gesteigert werden. Schlecht für den, der mit der Person zu tun hat. Sie können den Eimer gar nicht dauerhaft füllen.

Beziehungen mit Narzissten haben daher fast immer den gleichen Ablauf (3+1 Phasen) und besitzen einen „Timer“ von Anfang an:

1. „Lovebombing“

Mit dem „Lovebombing“ wird das Opfer an den Narzissten durch Komplimente, Belohnungen und „Spiegelungen“ gebunden und dessen Abwehrkräfte geschwächt. Der – scheinbare – Beginn einer wunderbaren Seelenverwandschaft. Ja, diese Phase habe ich noch in sehr, sehr guter Erinnerung. Sätze wie „Ich liebe Dich mehr als Du mich“ sind Brandbeschleuniger.

2. Abwertung

Ist der „Klebstoff“ getrocknet, beginnt das, worauf es dem Narzissten eigentlich ankommt: die Abwertung des Anderen zum Zwecke der eigenen Erhöhung. Oder anders: Aufwertung durch Abwertung. Manchmal brutal offen, manchmal als scheinbar lockerer Witz versteckt. „Hab dich nicht so“, heißt es dann. Bis dahin hat es bei mir nicht einmal ein Jahr gedauert. Hier kommen dann Sätze wie „Ohne mich gehst Du pleite“, „Geh gerade – sonst hast Du bald einen Buckel“, „Du vergisst auch wirklich alles“.

Hier gilt es, gut zuzuhören, denn wenn der Narzisst andere abwertet, spricht er immer unbewusst über sich und seine „Urwunde“.

3. „Discard“

Irgendwann hat der Andere dann seinen Reiz verloren, seine Attraktivität als „punching ball“ eingebüßt oder er wehrt sich vehement oder zeigt Grenzen auf (für einen Narzissten eine Kriegserklärung). Dann folgt die „discard“-Phase, die für das Gegenüber meist eine gespenstische, bisweilen traumatische Erfahrung ist. Betroffene erzählen von dem Gefühl, dass eine „Maske gefallen“ sei und sind schockiert von plötzlicher, eisiger Kälte, Feindschaft und Vernichtungswillen. Jede (scheinbare) Verbundenheit, sei sie über Jahrzehnte gewachsen, endet auf Knopfdruck.

Meist erfolgt der „discard“ sorgfältig geplant erst dann, wenn der Narzisst neuen „supply“ bereits gefunden hat (die jüngere Geliebte, einen anderen Geschäftspartner).

Da wird man als Partner gerne mal in die Beziehungspause geschickt – dies dient häufig dem Aufbau eines neuen „Lieferanten“.

4. Gelegentlich kommt es dann noch einmal zum „hoovering“, weil es der Narzisst nicht lassen kann, sich seiner Macht über sein früheres Opfer nochmals zu vergewissern und versucht, diesen erneut in seine Welt zu „hoovern“. d.h. wieder einzusaugen oder zurück zu holen, weil der/die Nachfolger/-in wieder abgesprungen ist.

Klingt irre? Ist es auch, aber diese Welt existiert, Narzissten repräsentieren geschätzt 3-5% der Bevölkerung. Man muss es erlebt haben, um es voll verstehen zu können.

Besonders gefährlich sind übrigens sog. „verdeckte“ Narzissten. Während der klassische, grandiose Narzisst meist schnell erkennbar ist“, ist der verdeckte Narzisst, oft unscheinbar, bescheiden, freundlich und zugewandt – jedenfalls im außen. Seine Manipulationsfähigkeiten sind meist gerade deshalb noch ausgesprägter als bei dem grandiosen Typ. Und so versteht das Umfeld einen auch nicht und fragt sich, ob man selbst der „Irre“ ist.

Allen Betroffenen mit Narzissten in ihrem Umfeld kann man lediglich eines raten: sich still umdrehen und ohne Erklärungen entfernen – schnell und leise. Darauf habe ich zuvor schon hingewiesen.

Nachdrücklich zu warnen ist dagegen vor einem katastrophalen Fehler: NIEMALS darf der Narzisst als solcher bloßgestellt und enttarnt werden, denn ist für ihn der Super-GAU, der zu schrecklicher Rache, ja Vernichtungswillen führt. Es könnte ein kaum enden wollender Guerilla-Krieg beginnen.

Der enttarnte Narzisst scheut dann nicht davor zurück, langjährige Lebens- oder Geschäftspartner mit Lügen und Halbwahrheiten zu diffamieren oder gar rücksichtslos zu erpressen oder einzuschüchtern. Ja, Sie hören richtig: Der Ablauf findet eins zu eins unter Geschäftspartnern statt. Hier habe ich mittlerweile einige Fälle bearbeiten können.

Abschließend ist mir eines wichtig zu sagen: Der Narzisst hat sein eigenes Trauma und an sich kann er einem deshalb leid tun. Bei eigener Berührung mit einer solchen Person ist Mitleid jedoch nicht hilfreich, weil Mitleid den Abschied verzögert. Richtig ist jedenfalls, dass der Narzisst niemals berechtigt ist einen anderen Menschen schlecht zu behandeln unter Hinweis auf sein Trauma. Denjenigen Narzissten bzw persönlichkeitsgestörten Menschen, die ihre Störung erkennen und versuchen, die Störung zu bearbeiten, haben meinen allergrößten Respekt. Leider ist dies nur sehr selten.

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